Seit Anfang Dezember, als ich schon einmal beim Impro-Theater gesketcht habe, gab es kaum Veranstaltungen (wahrscheinlich wegen der vielen Weihnachtsfeiern) und wenig Zeit zum Zeichnen.
Nun war ich also bei einem weiteren Impro-Abend, diesmal im Lichthof-Theater, der sich deutlich vom letzten Mal unterschied, denn beide Impro-Gruppen probierten neue Formate aus.
Der Abend begann mit Luv & Lee, die diesmal nicht zu dritt auf der Bühne standen, sondern sich Franziska Jakobi dazu geholt hatten. Sie steuerte den maritim angehauchten Teil als Kapitänin: Holte Vorschläge vom Publikum ein, bestand auf Szenenwechseln und gab dem Abend einen roten Faden.
Nach der Pause waren dann „die beiden“ dran. Allerdings war Michel da, da das Baby seines Mitspielers Tobias jeden Moment erwartet wurde. Rachel ist eingesprungen und diese beiden haben gespielt, als würden sie immer zusammen auf der Bühne stehen.
Das Neue im zweiten Teil war, dass ein Chor, DooDooBah!, mit auf der Bühne stand und eine musikalische Untermalung und hier und dort auch Verstärkung improvisiert hat.
Zwar sind Chorleiter*innen-Gesten für geübte Chorhasen und -häsinnen ein alter Hut, aber ich fand es toll, wie passgenau die Musik zum Impro-Spiel passte.
Die mehrzipfligen Sprechblasen stehen für den Chor (bzw. an einer Stelle auch fürs Publikum). Ich fand die Choruntermalung ganz großartig. Das war ein bisschen wie #Singnotes …
Bemerkenswert ist übrigens die Kartenpreispolitik im Lichthof-Theater: Karten kosten 18 €, ermäßigt 12 €, wobei nicht nach Bescheinigungen gefragt wird. Und wer wirklich ganz wenig Geld hat, kommt für 8 € rein. Da gerade viele Künstler*innen prekär leben, aber keine Unterstützung beantragen wollen oder können, finde ich es klasse, dass eine kulturelle Einrichtung diesen Weg geht! Das wünsche ich mir öfter.
* Wer eines der Bilder downloaden möchte, liest bitte zuerst die Bedingungen oben rechts auf der Startseite.
Das Programm Windwechsel des Improtheaters Luv & Lee.
Improtheater und Sketchnotes sind eng verwandt. In beiden Fällen wird ein (meist verbaler) Reiz in etwas anderes verwandelt. Bei Sketchnotes in Schrift, Bild und Layout, beim Improtheater in Spiel: Mimik, Gestik, Interaktion.
Es war lange her, dass ich ein Improtheater besucht hatte. Vor die Wahl gestellt, hätte ich mich eher für „richtiges“ Theater entschieden (gern zeitgenössische Inszenierungen!). Beim Nachdenken darüber, warum das wohl so ist, habe ich eine mögliche Erklärung gefunden: Als stadtbekannte Bücherfresserin bin ich wohl geschichtensüchtig! Und eine wirkliche Geschichte entsteht beim Improtheater eher nicht.
Dieses verzeifelte Ringen, eine Geschichte zu finden, erkennt man in meiner ersten Sketchnote von gestern: Ich habe jeden losen Faden aufgegriffen, immer in der Hoffnung, er entwickelt sich weiter …
Darum kam ich auch mit dem Platz nicht aus und musste umblättern.
Zwieback und Bier zu Atonaler Musik, da würde ich die Erde auch lieber verlassen.
Nach der Pause hatte ich mich dann gelöst. Ich weiß nicht, ob es Ihnen/euch auch so geht: Ich finde, das dritte Blatt ist absolut harmonisch, ich selbst erkenne meine, huch!, „innere Befreiung“.
Umzugskartons und ein abgeschrieberner Tweet: Das Publikum hatte in der Pause Sätze notiert, aus denen Mona und Felix nach der Pause absurde Szenen improvisierten.
Nach dem etwas holprigen Start könnte ich in Zukunft wahrscheinlich jederzeit wieder Improtheater „mitkritzeln“. Ganz entspannt. Denn wenn man keinen Sinn sucht, wird das Gehirn davon herrlich durchgepustet. Und es ist vielleicht sogar eine gute Übung in Unvollständigkeit.
Luv & Lee sind, wenn ich das richtig weiß, erst seit sieben Monaten ein Team. Man merkt das aber an keiner Stelle: Mona und Felix spielen perfekt zusammen, verbale Hinweise und helfende Gesten (ich beobachtete ein Anstupsen – „neuer Zettel“) waren witzig und flüssig ins Spiel integriert. Den Pianisten Sebastian hab ich zwischendurch komplett vergessen. Und das nicht, weil er nicht spielen würde. Im Gegenteil, das ist nur ein Zeichen dafür, wie harmonisch sein Spiel ins Geschehen einfließt.