Ich war auf der Republica in Berlin und habe 3 Tage lang fleißig mitgekritzelt. Und dabei festgestellt, dass mir BarCamps mit 200 bis 400 Teilnehmer*innen besser gefallen als im Voraus geplante Riesenkonferenzen mit 3000 Teilnehmenden. Hier kommen meine Sketchnotes. Vorläufig ohne viel Text (der steht ja drin ;-))
An sechzehn Sessions habe ich teilgenommen und 14 davon mit Sketchnotes dokumentiert.
Dienstag
Ganz wichtig für gute Suchmaschinenoptimierung: Wissen, was die Nutzenden tun. Was suchen sie, was erleben sie auf Websites (Storylistening!), welche Schreibfehler machen sie bei der Eingabe. Das alles kann man nutzen um Benutzerführung und Content zu verbessern. Dann kommt ein besseres Ranking fast von selbst …
Friederike von dem Bussche, Das Pixelsyndikat. „Es ist immer alles fertig“. Ein Plädoyer dafür, die Website klein zu starten und live wachsen zu lassen. Vorher zwei Schritte: Ziel setzen und Zielgruppe definieren. Im laufenden Betrieb: Schritt drei – Erfolge messen. WordPress als optimales Werkzeug für die Webherrschaft.
Christo Papanouskas, Assassin Design. Zur Befreiung des Gehirns aus eingefahrenen Denkpfaden die Welt neu denken und Absurdes kombinieren. Ergebnis: noch offen, da die Zeit vorbei war.
RA Dominik Schmidt, Fechner. Fünf „Personen“ und vier Themen, das lässt eine Menge mögliche Streitfälle zu. Ganz wichtig: Alles was man unternimmt um Klarheit zu schaffen, muss dokumentiert werden: E-Mail, Serviettenverträge, Recherche-Screenshots, Gesprächsnotizen …
Die Profilagentin Kixka Nebraska hatte tolle Beispiele von Twitter Kurzprofilen mitgebracht. Einige funktionieren nur über den Bekanntheitsgrad der Person. Aber jede*r kann mit 160 Zeichen einen informativen und vielleicht auch witzigen Kurztext über sich selbst schreiben!
Donnerstag
Prof. Dr. Thomas Hestermann, Macromedia Hochschule. Meine Bilderreichste Sketchnote, was daran lag, das viele Bilder gezeigt wurden, viele Bilder verbal angedeutet wurden und – ganz wichtig – Dr. Thomas Hestermann ach eine bildreiche Sprache benutzt hat.
Meike Richter, NDR: Durch die Wortwahl entscheiden wir alle bei jeder Aussage den Deutungsrahmen. Das ist ein starkes Mittel. Gerade rechte Kommunikator*innen beherrschen es oft aus dem Effeff. Alle anderen sollten es dringend lernen, denn effizienter kann man die Glut einer aufgeheizten Debatte nicht ersticken.
Einen riesigen Dank an die Organisator*innen, Helfer*innen und Sponsor*innen. Ihr seid alle wunderbar! (Ein Tipp für alle, die was zu meckern hatten: Nächstes Mal bei der Orga oder der Durchführung mithelfen 😜!! Oder die gewünschte Verbesserung sponsern.)
Am Freitag hab ich im Saal mitgeschrieben, am Sonnabend blieb ich draußen und habe beobachtet, wie aus den Vorschlägen nach und nach die Sessionwand entstand: Mehr als 10 Räume (von 10 bis 150 Leute fassend) und je sechs oder sieben Zeitfenster von 1 Std.
Und am Ende gab es fast keine Lücken. Beeindruckend. Beeindruckt hat mich auch die Vielfältigeit. Bisher war ich immer nur auf Camps zum Thema WordPress gewesen; und auch wenn dort inzwischen softe Themen Einzug gehalten haben, ist natürlich viel zum Thema Programmierung und Website-Optimierung dabei. Nicht so auf dem BarCamp, da ging es um soziale Themen, um Politik, um Apps und Programme, um verschiedene Arebitsmodelle, um ein besseres Leben und und und …
Auf dem ersten Bild seht ihr über 60 Vorschläge und das war nur die Liste für Freitag.
Die Trump-Methode
Los gings mit @WalterMK, der uns die Trump-Methode näher bringen wollte. Leider driftete die Session recht schnell in eine Diskussion ab, da hätte es zumindest eine Person zum Moderieren gebraucht. Mich persönlich hätte mehr die Analyse der Methode interessiert als die gleiche Diskussion wie seit Monaten, die viel erklärt, aber keine Lösungen findet.
Bürgerbeteiligung bei der Planung einer neuen U-Bahnlinie
Richtig gut gefiel mir die Session der @hochbahn, die von zwei Mitarbeitenden aus dem Marketing vertreten wurde. Die Hochbahn hat mit der Planung für die U-Bahnlinie 5 in Hamburg begonnen und will möglichst vieles besser machen als die letzten Großprojekte in ganz Deutschland. Pia und Nils berichteten einerseits vom gerade begonnenen Prozess der ECHTEN Bürgerbeteiligung beim Projekt U5, stellten sich aber auch kritischen und wohlwollenden Fragen.
Die Bürgerbeteiligungsverfahren, die ich bisher erlebt habe, gingen so: Es wurden Pläne fertig gestellt und durchgerechnet und auf Machbarkeit geprüft; und dann wurden sie den Bürger*innen vorgelegt: Friss oder stirb. Einspruch, Vorschläge, Verbesserungen? Für alles ZU SPÄT. Ich wünsche der Hochbahn sehr, dass ihr Konzept aufgeht!
Gelernt: nimby. Das ist die Abkürzung für Not in MY backyard. Also: überall, nur nicht HIER.
Regionalwert AG Hamburg
Ulf Schönheim hatte ich schon vor ca. einem Jahr beim Nachhaltigkeitstreffen kennengelernt, wo er auch die Regionalwert AG vorstellte. Damals habe ich aber noch keine Sketchnotes gemacht und deshalb hab ich mir das nochmal angehört. Ich liebäugele auch immer noch mit einer Aktie. Allerdings halte ich 500 € für eine Geldanlage, die sich nicht monetär, sonder eher im ideellen Bereich rentiert, für einen ganz schon hohen Betrag und damit bin ich nicht allein, wie u. a. eine Frage aus dem Publikum zeigte. Aber ansonsten ist das einfach eine tolle Idee!
Hier ist ein Blogbeitrag, der sich fast ausschließlich mit Ulfs Session beschäftigt: Die Sache mit dem Kohlrabi
Storytelling lässt sich prima nutzen um Menschen den Nutzen von Sketchnotes nahezubringen und andererseits kann ich mir vorstellen, dass Sketchnotes wiederum sich großartig dafür eignen, Storytellingprozesse in Unternehmen zu unterstützen.
Unterstützung für Cyberkriminelle
Die lustigste Session, die ich gehört habe, war von @Sabrina_NLS. Sie stellte die steile These auf, dass es sich bei Cyberkriminalität um ein ernstzunehmendes Berufsfeld handelt und das wir alle viel tun können, um den darin Tätigen, den Cyberkriminellen, das Leben zu erleichtern. Also, liebe Blogleserinnen und -leser, ändern wir doch jetzt flugs mal alle unsere Passwörter zu 123456, besser noch 1234. Und wir werden auf einen Streich Tausende von Hackern sehr, sehr glücklich machen. Und das ist erst der Anfang.
Eine sehr lustige Runde. Alle Teilnehmerinnen sind nun optimal gerüstet um Cyberkriminellen das Leben maximal leicht zu machen.
Make Germany great again
Zum Abschluss habe ich am Freitag nochmal an einer politischen Diskussion teilgenommen: Was können wir tun, wie können wir auf die neue Rechte reagieren und wie geht man am besten mit Hass im Netz um? Der meiner Meinung nach beste Vorschlag kam von einer FDP-Parteizugehörigen: Sie schlug vor, dass wir uns alle einen AfD-Wähler oder ähnliches suchen und mit dieser einen Person dauerhaft ins Gespräch kommen. Sie selbst macht das seit ca. 18 Monaten. Wow! Initiiert wurde diese Session von @JohnHeaven
Das war der Freitag, abends gab es dann wieder was zu essen (es gab den ganzen Tag was zu essen, aber für mich gabs nur Obst) und ich habe mir mit Frühlingsrollen das Bäuchlein vollgeschlagen, die kann ich nämlich essen 😉 und dazu leckeren Cider getrunken.
Auch am Sonnabend bin ich wieder erst ganz knapp zum Planungsteil eingetrudelt.
Und diese Sessions habe ich mir dann aus den über 100 Angeboten rausgepickt:
Buddenbohms Familienblog
@Buddenbohm und @Herzdame sind in Twitterkreisen wohlbekannt. Zum Camp hatten sie ihre beiden Söhne mitgebracht. Es gab nämlich am Sonnabend auch Kinderbetreuung. Allerdings sind die beiden Jungs dafür schon viel zu alt, sie haben sich ganz normal die Sessions angeguckt, die sie interessiert haben. Nachlesen könnt ihr das hier. In der Session ging es um bloggende Kinder und Mediennutzung. In allen Familien ein wichtiges Thema …
Was ist OpenSpace und wie funktioniert es?
BarCamps und OpenSpaces sind eng verwandt, @OpenSpaceMode erklärte uns die Methode genauer und berichtete von Erfahrungen mit ganz unterschiedlichen Gruppen in Unternehmen.
Besser leben in ca. 23 einfachen Schritten
Eine Session, die @HerrBertling schon im letzten Jahr gehalten hatte. Schön, dass er sie wiederholt hat. Es ist gut, gemeinsam Erfahrungen auszutauschen, welche Apps und Ernährungsformen weiterbringen und ob Kaffeeverzicht der heilige Gral für alle sein kann (Ich meine „NEIN!!“). Fazit (u. a.)Liebe Lesende, bewegt euch (mehr)!
Andere überzeugen
Die Überzeugungssession von @Sabrina_NLS hätte mich noch mehr überzeugt, wenn sie sie nicht so fürchterlich schnell gehalten hätte. Sie sagte selbst, dass das Material eigentlich für ein wesentlich längeres Format reichen würde. Aber für mich war es eine nette und hochwillkommene Ausfrischung von NLP-Wissen.
Aufmerksamkeit für Abgehängte
Zuletzt ging es dann nochmal um Politik, wieder initiiert von @johnheaven. Das Gefühl, dass, während man noch auf ein Argument zu reagieren versucht, schon das nächste rausgeschleudert wird, das kenne ich sehr gut. Das macht mich auch als stille Zuschauerin/Mitleserin immer sehr hilflos. Ich habe es mit dem Haupt der Medusa illustriert, der immer zwei neue Schlangenköpfe nachwuchsen, wenn Perseus ihr einen abschlug.
Sachsponsoren in diesem Jahr waren: Darboven, Eilles, Carlsberg und tixxt. Für nächstes Jahr wird u. a. ganz dringend ein Wasser-Sponsor gesucht. Wie wäre es mit HamburgWasser? Viva con Agua? Bismarck-Quelle?? Ich persönlich hätte gern einen Mate-Sponsor gehabt. Vielleicht geht da was?
Initiert von Martina Bloch (@akquisefachfrau bei Twitter und im Leben) trafen sich 12 Frauen. Vor der Tür. Die Raumbuchung hatte nicht funktioniert. Ganz unkompliziert lud uns eine Teilnehmerin in die schönen Räume ihrer Bürogemeinschaft ein. Die zwei Autofahrerinnen luden sich ihre Autos mit unmotorisierten Teilnehmerinnen voll, die Radlerinnen sausten fix um die Alster und so konnte die flexible Runde schon mit einer halben Stunde Verspätung starten.
Sehr unterschiedliche Frauen waren gekommen: manche machen fast gar kein Social Media, einige nutzen es nur privat, andere verbringen ihr halbes Leben im Netz und „bespielen“ (so nennt man das) bis zu fünf Kanäle (so nennt man die :-)) intensiv.
Aufgrund dieser Heterogenität kratzte die Runde manchmal nur an der Oberfläche. Aus der Runde kam der Vorschlag, doch mal einen Workshop zu machen, wo die, die schon weiter sind, denen, die erst anfangen bei den ersten Schritten helfen. Da wär ich dabei!
Meine Antwort auf die Eingangsfrage ist ein klares, hamburgisches „NÖ!“. Ich hab mich deshalb mehr auf’s zeichnerische Protokollieren (Graphic Recordings, das Format ist 100 x 70 cm) fokussiert, und das hat mir wieder richtig viel Spaß gemacht. Vielleicht sind ja auch Anregungen auf dem Chart für Menschen, die gestern nicht dabei waren.
*WEC ist die Abkürzung für Woman Entrepreneur Club. Eine bundesweite Gruppe selbstständiger und freiberuflicher Frauen, die sich über XING organisiert.